Das Stück
„Der eingebildete Kranke“
(Le Malade imaginaire)
Der reiche Bürger Argan glaubt schwer krank zu sein und wird von Doktor Purgon, seinem Arzt und dem Apotheker Fleurant mit fragwürdigen Medikamenten vollgestopft. Durch und durch egoistisch, tyrannisiert Argan seine Familie und will seine Tochter Angélique unbedingt einem jungen Blödian von Mediziner verheiraten, nur damit er einen Arzt in der Familie hat. Angélique liebt jedoch den flotten Cléante. Béline, Argans zweite Frau, möchte ihre Stieftochter lieber ins Kloster stecken, um - möglichst bald - alleine zu erben. Das pfiffige und auf gute Art intrigante Dienstmädchen Toinette schafft es, dass die Geschichte ein überaus gutes Ende findet.
Der lungenkranke Molière kritisierte die eingebildeten, ignoranten und geldgierigen Ärzte, die ihm nicht helfen konnten. An neuen Erkenntnissen nicht interessiert, praktizierten sie dogmatisch nach den Büchern von Aristoteles, Hippokrates (5. Jh. vor Ch) und des Galenus (2. Jh. vor Ch): Lehre von den Temperamenten, Lehre von den Körpersäften mit den immer gleichen Therapien Aderlass, Purgation, Brechmittel, Klistiere. Molière hatte Kenntnis von der schon 1628 gemachten Entdeckung des Blutkreislaufes durch den Engländer William Harvey, welche für die moderne Medizin bahnbrechend war. Diese Entdeckung wird im Stück von den Ärzten als Irrlehre bezeichnet.